Orthoform klein_nKombination von Hightech und Handwerk

GAHMEN. Viele Stunden verbringen Patienten im Rollstuhl. Daher muss er bequem und individuell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sein: Sitzschale, Polster und Technik – oft sind ganz besondere Lösungen gefordert.

Die bietet die Firma Ortho Form. Das Unternehmen mit Sitz im Gewerbepark in Gahmen hat sich auf Orthopädie-Technik und Reha-Sonderbau spezialisiert. Hier treffen Hightech und Handwerk aufeinander.

„Wir sehen viel Elend“, sagt Orthopädiemeister Ogün Zorlu. „Deshalb wollen wir mit hochwertiger Versorgung helfen, das Leben so angenehm wie möglich zu machen.“ Vor vier Jahren hat der 44-jährige Lüner und ehemalige LSV-Fußballspieler Ortho Form in Gahmen gegründet und drei Mitarbeiter eingestellt. Heute arbeiten dort 16 Beschäftigte. Kunden kommen aus dem weiten Umkreis, sogar aus Köln, „doch viele Lüner wissen gar nicht, dass es uns gibt“, sagt Ogün Zorlu.

Kinder-Reha

Zu seinem Spezialgebiet gehören Rollstühle für behinderte Kinder. Die Rohmodelle bezieht Zorlu von einem Hersteller aus Heidelberg. Viele Komponenten sind aus leichtem Carbon, wie bei der Formel 1. In Lünen werden die Sitzpolster individuell an die Körperform angepasst und nach Vakuumabdruck gescannt und gefräst. „Es darf keine Druckstellen geben“, so Ogün Zorlu. Erst wenn alles gut passt, bekommt der Sitz in der eigenen Näherei einen Stoffbezug. Den können die Patienten je nach Geschmack wählen, wie auch einen peppigen Aufdruck auf Radschutz, Rahmen oder Rückenteil. Ob Winnie Puuh, Flammen, Drachen oder bunte Muster, alles ist per Wassertransferdruck möglich. „Wir erfüllen jeden Wunsch“, so Zorlu, allerdings geht das über den Standard der Kassenleistung hinaus.

ZorIu liefert ein breites Spektrum. Dazu zählen auch Spezialrollstühle für Multiple-Sklerose-Kranke, die den Patienten in die Stehposition aufrichten. Es gibt Modelle mit moderner Elektronik, Patienten können so fernsehen, Licht oder Rollläden vom Rollstuhl aus steuern.

In Handarbeit

Auch Prothetik ist ein Fachgebiet von Ortho Form. Der Schaft wird aus modernen Technologien gefertigt. Dennoch ist viel Handarbeit nötig, die Mitabeiter Jörg Leckebusch übernimmt. „Der Schaft ist das A und O, damit Patienten schmerzfrei laufen können“, so Zorlu. Beinprothesen, wie sie Mitarbeiter Jonathan Gunst herstellt und elektronische Kniegelenke kommen zum Einsatz sowie Hightech in der Armprothese. Mit Unterstützung von Ergo- und Physiotherapeuten können die Patienten in der hauseigenen Gehschule das Laufen mit Prothese lernen.

Info: Zwei Unternehmen

  • Seine Prüfung zum Orthopädiemeister hat Ogün Zorlu 2002 abgelegt.
  • Bis 2003 war er im Sanitätshaus Karl Zieger in Dortmund beschäftigt, später leitete er die Werkstatt in Lennestadt.
  • 2011 wurde ihm der Betrieb in Lennestadt zur Übernahme angeboten. Anschließend baute er Ortho Form in Lünen-Gahmen auf.
  • Bei Ortho Form Sauerland arbeiten 25 Mitarbeiter, bei Ortho Form in Gahmen 16.

 

3 Fragen… Peter Gatzka, Prokurist der Wirtschaftsförderung Lünen

Wie schätzen Sie die Zukunft für Unternehmen der Gesundheitsbranche ein?

Sehr positiv. Die Gesundheitsbranche ist ein Jobmotor der Wirtschaft und aufgrund der alternden Gesellschaft ein Wachstumsmarkt.

Das Unternehmen Ortho Form behauptet sich seit vier Jahren. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?

Die Entwicklung ist gut. Immerhin ist die Zahl der Beschäftigten von 3 auf 16 gewachsen. Für einen Existenzgründer ist das extrem positiv.

Ortho Form hat seinen Firmensitz im Gewerbepark in Gahmen. Ist der Standort zukunftsweisend?

Der Standort ist für das Unternehmen gut, weil es von dort aus eine schnelle Anbindung zur B 236 und zur A2 gibt. Da Ortho Form weiter wächst, braucht der Betrieb perspektivisch zusätzliche Expansionsmöglichkeiten. Da könnte es in naher Zukunft eng werden am aktuellen Standort.

Quelle: Ruhr Nachrichten Lünen vom 20.08.2016 | Autorin: Magdalene.Quiring-Lategahn@mdhl.de